
Das Forschungsprogramm des Leading House GOVPET beschäftigt sich mit den sogenannten kollektiven Ausbildungssystemen in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. In der ersten Forschungsphase analysierte das Leading House, wie es trotz der ständigen Gefahr eines Kooperationszusammenbruchs zu stabilen Formen dezentraler Kooperation kommen kann und wie private Akteure langfristig zu einer Zusammenarbeit motiviert werden können. Diese Fragen spielen auch in der zweiten Forschungsphase, die 2020 begann, eine wichtige Rolle. Darüber hinaus untersucht GOVPET nun den Einfluss zweier zentraler sozio-ökonomischer Trends auf die Steuerung von Ausbildungssystemen, namentlich technologischer Wandelund Migration.
Es ist nach wie vor unklar, ob kollektive Ausbildungssysteme sich an die Anforderungen der Wissensgesellschaft anpassen können. Falls sie es nicht können werden sich Firmen möglicherweise nicht mehr in der Berufsausbildung engagieren. Es ist ausserdem unklar, ob sich der Ausgleich zwischen sozialer Inklusion und ökonomischer Effizienz durch den technologischen Wandel verkompliziert. Wissensintensive Ausbildungsprogramme könnten striktere Zulassungskriterien benötigen und damit quasi unerreichbar bleiben für akademisch weniger begabte Lernende. Dieses Problem könnte durch Immigration verstärkt werden. Die Einwanderung von Fachkräften könnte zu einem Wettbewerb mit dem Ausbildungssystem führen, da Firmen lieber eingewanderte Fachkräfte rekrutieren könnten als selbst auszubilden.
Das Forschungsprojekt basiert auf drei Forschungsgebieten. Das erste Forschungsgebiet fragt, wie Ausbildungssysteme mit dem Druck, der durch den technologischen Wandel und die Migration entsteht, umgehen ohne zu viele Abstriche bei der strategischen Arbeitgeberkoordination und der Inklusionsfunktion dieser Systeme zu machen.
Das zweite Forschungsgebiet fragt wie sich Ausbildungssysteme, die durch strategische Arbeitgeberkoordination charakterisiert sind, an die Wissensgesellschaft anpassen. Dazu gehören Fragen zur Art des Wissens, welches Firmen in der Wissensgesellschaft brauchen, sowie zu den Recruitment-Strategien von Firmen. In diesem Kontext spielt die Immigration von ausländischen Fachkräften als Alternative zur Ausbildung von einheimischen Lernenden eine wichtige Rolle.
Das dritte Forschungsgebiet untersucht die verschiedenen Herausforderungen, die die Inklusion von Zugewanderten an Ausbildungssysteme stellt. Dazu gehören die Koordination zwischen verschiedenen staatlichen Institutionen, die Balance zwischen dem Bedarf nach vereinfachtem Zugang zur Ausbildung und der Qualität der Ausbildung, der Unterstützungsleistungen, die junge Zugewanderte benötigen, sowie die Validierung von Zertifikaten und Bildungsabschlüssen, die Zugewanderte aus ihren Heimatländern mitbringen.